Der TVB Stuttgart hat am Freitagabend in der Schleyerhalle mit 25:21 das Derby gegen HBW Balingen-Weilstetten gewonnen. Michael Kraus wurde zur spielentscheidenden Figur.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Im Stuttgarter Hallen-Duo in Cannstatt ging der Punk ab. In der größeren Schleyerhalle trat die Rockband Korn auf, und nebenan in der Porsche-Arena ging das Derby zwischen dem TVB Stuttgart und HBW Balingen-Weilstetten über die Bühne. Der Worte waren genug gewechselt – jetzt mussten die Taten folgen. 60 Spielminuten lang. Sein oder nicht sein – unter diesem Motto hatte das Abstiegsduell in der Bundesliga etwas zugespitzt gestanden und der Gäste-Trainer Runar Sigtryggsson deshalb schon mal prophezeit gehabt: „Einen Handball-Leckerbissen wird es nicht geben.“

 

Wie wahr. „Am Ende waren wir etwas abgezockter“, sagte Stuttgarts Michael Kraus nach dem unter dem Strich verdienten 25:21 (11:6). Nochmal der HBW-Coach: „Es wird hart, es wird hektisch.“ Auch richtig. Can Celebi vergab für den TVB den ersten freien Wurf, Yves Kunkel (HBW) und Bobby Schagen (TVB) jeweils einen Siebenmeter. Alles eine Sache der Nerven. Doch die lagen bei einigen Spielern blank. Dabei hatte Kraus doch versprochen: „Die Zuschauer werden spüren, dass wir den Derbysieg wollen.“

Kraus macht den Unterschied

Was vor allem an ihm lag. Kraus machte das Spiel – und die Tore. Allein vier der ersten fünf, fünf zum 11:6 Halbzeitstand – und zehn insgesamt, darunter das letzte mit einem Siebenmeter. Keine Frage: Kraus machte auf dem Feld den Unterschied aus, weil seinen Nebenleuten zu oft das Herz in die Hose rutschte. Von den Halbpositionen kam offensiv lange Zeit zu wenig, bis in der Schlussphase zumindest Marian Orlowski und Djibril M’Bengue noch jeweils einen Treffer besteuerten. „Die waren wichtig“, sagte Kraus, weil Balingen trotz eines zwischenzeitlich deutlichen Rückstandes von 12:20 (48.) nie aufgegeben hatte. „Aber vor allem die erste Hälfte war ein ganz, ganz schwaches Spiel von uns“, sagte der Linkshänder Lars Friedrich an seiner alten Wirkungsstätte.

Nur sechs Treffer in 30 Minuten sind einfach „nicht Bundesligareif“, so Balingens Geschäftsführer Wolfgang Strobel - auch wenn auf der Gegenseite zwischen den Pfosten ein Jogi Bitter stand. Friedrich haderte: „Unsere freien Würfe müssen wir einfach machen.“ Doch Bitter, der seinen Vertrag beim TVB immer noch nicht verlängert hat, hielt seinen Kasten mit 17 Paraden sauber, wobei er sich besonders vor der Pause auf eine aggressive Abwehr verlassen konnte. Beide Mannschaften leisteten sich aber viele Fehler, und erst als zunächst der überragende Kraus und dann auch noch Bitter (!) das leere Tor der Gäste trafen, fiel eine gewissen Last von den Schultern der Stuttgarter. „Der Sieg war ungemein wichtig, aber er bringt auch nur zwei Punkte“, warnte TVB-Manager Jürgen Schweikardt vor zu großer Euphorie. Die wird im Abstiegskampf so schnell nicht aufkommen, er könnte bis zum letzten Spieltag gehen, auch wenn der TVB auf Grund des besseren Torverhältnisses erst einmal an den Gästen vorbeigezogen ist. Schon vor der Partie vor 6211 Zuschauern hatten beide Seiten betont, dass das Derby keinen Endspielcharakter besitzt. Stimmt: Bereits am nächsten Spieltag dürfte dem TVB auch ohne Rock-Band kräftig eingeheizt werden – dann muss er nach Kiel.