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Sanierung des zweitältesten Autobahntunnels kostet 3,5 Millionen Euro - Staus am Albaufstieg.

Stuttgart/Mühlhausen - An fünf Wochenenden in diesem Frühjahr wird die A8 in Fahrtrichtung München komplett gesperrt. Bautrupps sollen den 54 Jahre alten Lämmerbuckeltunnel am Übergang zur Albhochfläche fit für die Zukunft machen. Den Tunnel soll auch ein neuer Albaufstieg nicht überflüssig machen.

Eigentlich sollte der 8,3 Kilometer lange neue Albaufstieg der A8 schon vor zwei Jahren in Betrieb gehen. Tatsächlich hängen die Pläne seit 2005 in der Warteschleife des Bundesverkehrsministeriums, der Ausbau der steilen Strecke an anderer Stelle auf drei Spuren ist aus finanziellen Gründen zur Hängepartie geworden. Und zwar schon so lange, dass das für den Unterhalt zuständige Regierungspräsidium (RP) Stuttgart millionenschwere Sanierungsarbeiten am Nadelöhr der A8 schlechthin nun nicht mehr auf die lange Bank schieben kann.

Der marode Tunnel: In den vergangenen Jahren hat die Behörde immer wieder Teile des Straßenbelags an Albauf- oder -abstieg erneuern lassen. Im April 2007 etwa für 630.000 Euro am Drackensteiner Hang, ein Jahr später für mehr als eine Million auf der anderen Seite, wo der Stützmauer vor dem Lämmerbuckeltunnel schon der eine oder andere Stein aus der Krone fiel. Im Jahr 2011 ist nun der zweitälteste Autobahntunnel Deutschlands nach dem 60 Meter kurzen Nasenfelstunnel am Albabstieg an der Reihe. Für das dunkle Loch, dessen Wände grau gewordene Fliesen wie in Küchen aus seinem Baujahr 1957 zieren, ist es allerhöchste Zeit. "Wir haben das bisher nach hinten geschoben", räumt RP-Sprecher Clemens Homoth-Kuhs ein, "aber jetzt müssen wir beginnen, sonst fangen die Fliesen irgendwann an abzufallen."

Der Fluchtweg: Schon seit 2004 gelten nach den schweren Unfällen mit zahlreichen Todesopfern in den Alpen neue Sicherheitsstandards für europäische Straßentunnel. Seitdem müssen Tunnel, die länger als 400 Meter sind, einen separaten Fluchtweg bekommen. Sieben Jahre später soll auch der von vielen längst abgeschriebene, 625 Meter lange Lämmerbuckeltunnel einen Fluchtstollen erhalten. Wann der kommt und wie viele Millionen das Vorhaben verschlingen wird, vermag Homoth-Kuhs nicht zu sagen: "Die Planungen laufen noch." Von diesem Freitag an trifft die Behörde allerdings die ersten Vorbereitungen im Tunnel.

Die Sicherheit: Der Lämmerbuckeltunnel wird neu verkabelt, damit Radio- und Funkgeräte drinnen funktionieren. Er bekommt Kameras, damit die Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Dornstadt den Durchblick haben, wenn im Tunnel mal ein Unfall passiert oder wenn es brennt. Außerdem werden Wasseranschlüsse für die Feuerwehr gelegt und Nothaltebuchten eingerichtet mit Hinweisen auf die kürzesten Fluchtwege. Und es wird mehr Licht geben. Als Erstes aber wird eine riesige Spezialmaschine die 50er-Jahre-Kacheln abfräsen. 3,5 Millionen Euro kostet diese erste Tranche des Sicherheitspakets. Der Fluchtstollen dürfte weitere Millionen kosten. Jenes 239 Meter lange Exemplar, das zurzeit mit der Ortsumfahrung von Sindelfingen-Darmsheim gebaut wird, etwa kommt auf 2,2 Millionen Euro.

Der bleibende Wert: Nun ist es laut dem Behördensprecher Homoth-Kuhs aber nicht so, dass das Geld verloren wäre, wenn der neue Albaufstieg irgendwann doch noch gebaut werden sollte. Der soll schließlich auf der anderen Seite des Berges bei Drackenstein entstehen, bisher als mautpflichtige Strecke für Lkw wie Pkw geplant. Der jetzige Albaufstieg aber soll nach dem Willen Baden-Württembergs als mautfreie Ausweichstrecke bestehen bleiben. "Das Geld ist insofern gut angelegt", sagt Clemens Homoth-Kuhs.

Die Sperrung: Weil der Tunnel nur 7,5 Meter breit ist und die Spezialmaschine viel Platz braucht, ist es mit der Sperrung nur eines Fahrstreifens nicht getan. Deshalb macht die Behörde die A8 in Richtung München zwischen den Anschlussstellen Mühlhausen (Kreis Göppingen) und Merklingen (Alb-Donau-Kreis), wo an einem Tag durchschnittlich 60.000 Fahrzeuge unterwegs sind, an fünf Wochenenden komplett zu. Und zwar von diesem Freitag, 22 Uhr, bis Sonntag, 21. Uhr. Ebenso an den Wochenenden 1. bis 3. April, 8. bis 10. April, 6. bis 8. Mai und 3. bis 5. Juni. Darüber hinaus kann werktags von 20 Uhr bis 6 Uhr morgens ein Fahrstreifen gesperrt werden, wenn die Arbeiter anpacken sollen. Noch vor den Pfingstferien soll das Ganze erledigt sein. Die beginnen in Baden-Württemberg am 14. Juni.

Die Umleitung: Infotafeln sollen Autofahrer in Richtung München auf die Staugefahr hinweisen. Die Umleitungsstrecke führt von Mühlhausen durch das obere Filstal hinab nach Geislingen und über Türkheim und Nellingen wieder hinauf zur Anschlussstelle Merklingen. Die etwa 20 Kilometer lange Strecke war allerdings in der Vergangenheit schon stark überlastet, wenn die A8 gesperrt war. Am 28. April 2007 etwa brauchten Verkehrsteilnehmer bis zu sieben Stunden für den Umweg, als der Drackensteiner Hang wegen Belagsarbeiten 80 Stunden zublieb. Dieses Mal rechnet die Behörde mit einer halben bis ganzen Stunde. Wer kann, sollte die A8 am Wochenende besser ganz meiden - oder über die A81 Richtung Heilbronn, die A6 Richtung Nürnberg und die A7 nach Ulm fahren.